RootsTech in London 2019 – Ein Rückblick auf Tag 1

Drei tolle, aber auch anstrengende Tage RootsTech London sind wie im Flug vergangen. Danach hieß es erst einmal „Gehirn sortieren“. Das ist nämlich vollgestopft gewesen mit unzähligen neuen Eindrücken und unendlichen vielen neuen Informationen zu den unterschiedlichsten genealogischen Themen.

Aber erst einmal der Reihe nach.

RootsTech London 2019 - Ausweis | Foto: Anja Klein

RootsTech London 2019 – Ausweis | Foto: Anja Klein

Der erste Tag

Der erste Tag der RootsTech – der 24. Oktober 2019 – begann zu sehr früher Stunde mit perfektem Londoner Nebel auf der Yacht Sunborn direkt neben dem Veranstaltungszentrum ExCel. Ancestry* hatte ab 7:30 Uhr zum Breakfast-Briefing geladen. Dort erfuhren wir in illustrem Kreise und bei leckerem Frühstück die Neuigkeiten bei Ancestry. (Welche das sind, werde ich noch in einem gesonderten Blogbeitrag vorstellen.)

RootsTech London 2019 - Ancestry-Frühstück | Foto: Anja Klein

RootsTech London 2019 – Ancestry-Frühstück | Foto: Anja Klein

Mein persönlicher Vortragsmarathon auf der RootsTech begann im Anschluß mit dem 9-Uhr Vortrag Comparing the Genealogy Giants: Ancestry, FamilySearch, Findmypast and MyHeritage im großen Auditorium. Dort konnte man nämlich noch etwas später reinschleichen, da wir uns beim Frühstück verquatscht hatten. Meinen ursprünglich anvisierten Vortrag Get Organized with Research Logs habe ich daher leider verpaßt. Das ist nämlich wirklich ein Thema, das ich endlich einmal gründlicher angehen möchte…

Als dann im Anschluß an die ersten Vorträge um 9:45 das große Ausstellerforum zum ersten Mal geöffnet wurde, ähnelte das dem Ansturm beim Winterschlußverkauf.

Um 11 Uhr gab es – wie an allen drei Tagen –eine Keynote-Rede, die jeweils Nick Barratt moderierte, der als genealogischer Berater für die BBC-Sendung Who do you think you are bekannt ist. Am ersten Tag hielt der in Großbritannien sehr bekannte Historiker und Fernsehjournalist Dan Snow den Vortrag. Er war sehr kurzweilig und bewegend.

Im Laufe seiner Familienforschung hatte Dan Snow nämlich herausgefunden, daß sein Urgroßvater Thomas Snow als General und Befehlshaber durch folgenreiche Fehlentscheidungen während des Ersten Weltkriegs für große Opferzahlen in der Schlacht um die Somme verantwortlich war – der größten Katastrophe in der britischen Militärgeschichte. Seine mit Filmausschnitten vom Ort des Geschehens ergänzte Erzählung ging wirklich unter die Haut. Nicht nur durch die empathische Darstellung, sondern auch durch die Begegnung mit dem Nachfahren eines der Opfer.

RootsTech 2019 - großer Andrang der Ahnenforscher | Foto: Anja Klein

RootsTech 2019 – großer Andrang der Ahnenforscher | Foto: Anja Klein

Warum sind Ethnizitätsschätzungen so unterschiedlich?

Nach der Mittagspause ging es für mich mit DNA weiter: Exploring Ethnicity Estimates von Debbie Kennett. Sie schaute hinter die Kulissen der Ethnizitätsschätzungen, die von den DNA-Testanbietern als Teil des Testergebnisses präsentiert werden. Oft genug wundern sich ja Ahnenforscher, warum ihre Schätzungen zur Ethnizität (oberflächlich) so unterschiedlich ausfallen.

Versteht man aber die jeweilige Grundlagen der Referenzpopulation und der Algorithmen, dann läßt sich alles leichter nachvollziehen. Außerdem sollte nie der zeitliche Faktor bei der Betrachtung außer Acht gelassen werden. Mir ist in diesem Zusammenhang insbesondere ein von der Vortragenden verwendetes Zitat in Erinnerung geblieben: „Who you are depends on your sense of time“ (Hendrik Poinar).

RootsTech 2019 - DNA und Ethnizitätsschätzungen | Foto: Anja Klein

RootsTech 2019 – DNA und Ethnizitätsschätzungen | Foto: Anja Klein

Und wichtig ist auch, immer im Hinterkopf zu behalten, daß die Testanbieter die ethnischen Zuordnungen konstant verfeinern, z.B. durch die Vergrößerung einzelner Referenzpopulationen. Zuletzt hat z.B. Ancestry* ein großes Update vorgenommen.

 

Daten der Vergangenheit „befreien“

Um 14 Uhr folgte dann ein weiterer höchst spannender Vortrag von gleich drei Referenten: The power of big data of the past – let’s build a Time Machine!

Sie berichteten über das europäische Gemeinschaftsprojekt timemachine.eu, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine Art „Facebook der Vergangenheit“ zu erschaffen und die „Daten der Vergangenheit aus ihren physischen Restriktionen zu befreien“. Soll heißen: Mit Hilfe alter Daten und modernster Technologie soll unser europäisches, in analoger Form vorliegendes Kulturerbe sichtbar sowie für jeden „begehbar“ und nutzbar gemacht werden.

RootsTech 2019 - Time Machine Dresden | Foto: Anja Klein

RootsTech 2019 – Time Machine Dresden | Foto: Anja Klein

Für den deutschsprachigen Raum gibt es schon lokale „Zeitmaschinen“ für Dresden, Göttingen, Regensburg, Nürnberg sowie Wien und Niederösterreich. Zum entsprechenden Projekt in Leipzig gab es unlängst auf dem Genealogentag in Gotha einen interessanten Vortrag.

 

Nach der täglichen 14:45-bis-15:30-Pause stellte Jonny Perl daselbst – die DNA-Nerds unter uns werden ihn kennen – in seinem Vortrag Tools and techniques for predicting relationships with autosomal DNA diverse Werkzeuge vor, mit denen man sich die Frage „Who are all these people?“ beantworten kann. Diese stellt sich unweigerlich, wenn man sich nach einem DNA-Test mit langen Listen von DNA-Matches konfrontiert sieht.

RootsTech 2019 - Jonny Perl autosomale DNA-Tools | Foto: Anja Klein

RootsTech 2019 – Jonny Perl autosomale DNA-Tools | Foto: Anja Klein

Im letzten Vortrag des Tages ging es um Tools for tree-building using Y-DNA test results and surname projects von John Cleary, den Nutzen der yDNA für die Genealogie. Das war allerdings für mich schon ziemlich fortgeschritten, zumal ich selbst ja keinen yDNA-Test machen kann und auch noch keinen männlichen Angehörigen testen konnte.

RootsTech 2019 - yDNA für die Genealogie Test DNA | Foto: Anja Klein

RootsTech 2019 – yDNA für die Genealogie | Foto: Anja Klein

Für alle, die sich etwas tiefer mit der yDNA beschäftigen möchten, dies sind die Tools:

  • NEVGEN
  • Leo Little’s y STR frequencies look-up by haplogroup
  • McGee-Ferguson Y Utility
  • yFull Tree
  • Big Tree
  • SAPP

Zu allen hier genannten Vorträgen sind die jeweiligen Zusammenfassungen („Syllabus“) zum Nachlesen oben immer hinter dem Titel verlinkt. Zu allen anderen Vorträgen findet sich der Link zum jeweiligen „Syllabus“ im Zeitplan der RootsTech.

Beratung durch Berufsgenealogen

Abgerundet hat den ersten RootsTech-Tag meine Sprechstunde bei der Coaches‘ Corner. Das war ein eigener, von trace.com gesponserter Bereich, in dem man zu vorher gebuchten Terminen jeweils 30 Minuten lang mit der kostenlosen Hilfe eines Profigenealogen ein genealogisches Problem oder eine eigene Forschungsfrage angehen konnte. Ich habe mich für das Forschungsgebiet „Russia“ eingetragen und bin am Ende mit zahlreichen neuen Impulsen rausgegangen. Das ist wirklich ein klasse Angebot! Wär doch mal was für einen der nächsten Genealogentage!?

RootsTech London 2019 - Ausstellerforum | Foto: Anja Klein

RootsTech London 2019 – Ausstellerforum | Foto: Anja Klein

Ahnentafel oder Stammbaum gefällig?

Einen ganz tollen Service gab es auch von einem der RootsTech-Sponsoren, Genealogy WallCharts. An deren dauerhaft belagertem Stand konnte man sich – wenn man Geduld hatte – anhand einer eigenen GEDCOM-Datei kostenlose Darstellungen der Vor- und Nachfahren z.B. in Fächer- oder Baumform drucken lassen. Bei der nächsten RootsTech muß ich es unbedingt besser machen: GEDCOM-Datei dabei haben und genug Stauraum im Gepäck :-)

RootsTech London 2019 - Ahnentafel Stammbaum drucken

RootsTech London 2019 – Ahnentafel oder Stammbaum aus GEDCOM drucken lassen | Foto: Anja Klein

Den spannenden, aber auch erschöpfenden Tag habe ich dann mit Barbara und Nancy & Georg vom Ahnenforscher-Stammtisch Unna in der Bar eines benachbarten Hotels ausklingen lassen. Auch bei ihnen findest Du übrigens Berichte und Videos von der RootsTech in London. Schau dort gern mal vorbei!

Was ich am zweiten Tag erlebt habe, kannst Du in meinen Bericht zu Tag 2 der RootsTech London nachlesen.


Werbung | Transparenzhinweis: Der Konferenzbesuch wurde mir von der RootsTech London ermöglicht. Als Ambassador erhielt ich einen kostenfreien 3-Tages-Paß für die gesamte Veranstaltung.

 

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