Rasputin: Auf den Spuren einer Legende – zum 100. Todestag
Sankt Petersburg fasziniert mich. Das kommt nicht ganz von ungefähr, ist es doch die Geburtstadt meiner Großmutter Jeanette. Sie wurde dort zur Zeit der Russischen Revolution von 1905, wenige Tage vor dem Petersburger Blutsonntag im Januar geboren.
Für viele Städte habe ich meine eigene Lieblingsepoche. Sind das für meine Heimatstadt Berlin die 1920er Jahre oder für Paris die Belle Epoque der 1890er, so sehe ich St. Petersburg vor meinem inneren Auge irgendwie immer in der Zeit zwischen 1890 und 1917.
Mit den Wirren der Revolutionen, der großen Armut, der Kälte, aber auch der exorbitanten Pracht seiner Gebäude und dem Licht der ewigen Sommernächte. Und dann stelle ich mir vor, wie die Menschen – und vor allem meine Vorfahren – dort ihren Alltag gelebt und erlebt haben, welche Geschichten sich dort zugetragen haben.
100. Todestag von Rasputin: Rundgang in Sankt Petersburg
Dreimal bin ich jetzt schon in St. Petersburg gewesen. Bei meinem letzten Besuch im Mai 2016 bin ich natürlich wieder viel flaniert und auf den Spuren meiner Vorfahren unterwegs gewesen, mit Vorliebe rund um die Moika, einer der zentralen Wasserstraßen der Stadt. (Wie ich im Oktober 2014 in St. Petersburg auf den Spuren meiner Vorfahren unterwegs war, kannst Du in meinem Artikel Russland: Spurensuche in Sankt Petersburg nachlesen)
Bei einem dieser Spaziergänge stand ich dann am Ufer der Moika plötzlich vor dem Jussopow-Palast (russ. Дворец Юсуповых на Мойке). Meine Hintergrundlektüre informierte mich: Hier fand vor genau 100 Jahren – am 30. Dezember 1916 (nach gregorianischem Kalender) – eine faszinierende Geschichte ihren gruseligen Höhepunkt: der Mord an Grigori Jefimowitsch Rasputin.
Dieser geheimnisvolle Wanderprediger war ein Vertrauter der Zarenfamilie, um den sich schon zu seinen Lebzeiten nicht wenige Legenden rankten. Und auch der Tod von Rasputin gab und gibt Rätsel auf.
Als ich nun vor dem Palast stand, erinnerte ich mich wieder, daß mich die Geschichte schon vor längerer Zeit fasziniert hat.
Passenderweise fiel mir kurz darauf beim Büchertausch in meiner Petersburger Sprachschule noch das – zugegebenermaßen recht pathetische – Buch Rasputin. A short life* von Frances Welch in die Hände und las ich mich regelrecht fest.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie meine Vorfahren zu der Zeit die Ereignisse um Rasputin erlebt hatten. Sind sie ihm womöglich sogar mal begegnet?
Rasputin in Buch, Film und Theater
Jetzt – zum 100. Todestag von Rasputin – wird das Thema in unterschiedlichster Form wieder aufgegriffen und beleuchtet.
So konnte ich vor kurzem im Hofspielhaus in München einer Aufführung des Stückes Rasputin beiwohnen, das das ganze recht frivol und humoristisch aufbereitet – ziemlich schräg. Die letzte Vorstellung des Stückes dort findet passenderweise und völlig absichtlich am 30. Dezember – dem Todestag von Rasputin – selbst statt.
Und auch der Fernsehsender arte hat unlängst eine neue Dokumentation ausgestrahlt. Diese knapp 1-stündige Sendung mit dem Titel Rasputin. Mord am Zarenhof war bis zum 10. März 2017 in der arte-Mediathek abrufbar.
Auch die Zahl der Bücher und Filme über Rasputin* ist immens. Und wer kennt nicht den Ohrwurm Rasputin von Boney M.*? Ra-Ra-Rasputin …
Welche geschichtlichen Ereignisse spielen bei Eurer Forschung eine Rolle?
Wo überschneiden sich bei Euch familiengeschichtliche Fakten und Erlebnisse mit „großen“ Ereignissen der allgemeinen Geschichtsschreibung?
Bildnachweise
- Grigori Jefimowitsch Rasputin: Wikimedia
- Plakat für Theaterstück Rasputin: Hofspielhaus München
- Buch und Plattencover: Amazon (* Affiliate-Links)